Blaue Wildbacher Traube = Heunisch x Gouais Blanc
Anbau:
Österreich, Deutschland, Italien, Kroatien
Namensursprung:
Der Name der Rebsorte „Blauer Wildbacher“, leitet sich von der Gemeinde bzw. dem Namen des Baches ab. Außerdem gab es eine Herrschaft von Wildbach bei Deutschlandsberg mit demselben Namen. Geographische Begriffe für Rebsorten waren früher eher die Regel als die Ausnahme.
Der Schilcher verdankt seinen Namen dem schillernden Farbenspiel zwischen hellrosa und hellen Rottönen (mhd. schiler, schilher = schillern).
Geschichte:
Bereits die Kelten sollen in der La-Tene-Zeit (um 400 vor Christus) im Gebiet der heutigen Steiermark einen Wein aus heimischen Wildreben, aus denen später die Wildbachertraube selektiert wurde, bereitet haben. Aus Traubenkernen, die bei Ausgrabungen aufgefunden wurden, lässt sich die Kultivierung der Reben ableiten.
Die erste dokumentarische Erwähnung des Schilchers ist mit 1580 datiert: In einem vom österreichischen Kleriker und Schriftsteller Johann Rasch (ca. 1540 bis 1612) publizierten Weinbuch, eines der ältesten existierenden deutschsprachigen Weinbücher, leiten Historiker in einer Passage den Namen Schilcher ab. Diese namentliche Erwähnung des Schilchers dürfte jedoch darauf zurückzuführen sein, dass man in früheren Jahrhunderten einen Wein mit einer rosa bis rötlich schillernden Farbe „Schiller“ oder „Schilcher“ nannte. Ob dies Wein vom Wildbacher Blau war, ist fraglich.
In der Folge kommt der Schilcher seit dem 16. Jahrhundert in Kellerbüchern der steirischen Herrschaften und Klöster vor und wird in den darauf folgenden Jahrhunderten immer wieder in Kunstwerken oder Schriftstücken hervorgehoben. So soll z.B. Papst Pius VI., der 1782 auf seiner Reise zu Kaiser Joseph II. in Wien im Franziskanerkloster Maria Lankowitz bei Köflach Station machte, von dem für ihn als Messweinkonsument unbekannten Geschmack nicht sehr angetan gewesen sein. Er schreibt in seinem Tagebuch über den Schilcher, den man ihm zum Abendessen servierte: „Sie haben uns einen rosaroten Essig vorgesetzt, den sie Schilcher nannten.“ Vermutlich besaß damals der Schilcher durch das Fehlen moderner kellerwirtschaftlicher Methoden einen zu hohen Säuregehalt.
Weitere historische Belege sind in folgender Stainzer Bezirksbeschreibung von 1842: „…im Bezirk werden beinahe ohne Ausnahme nur Schilcherstöcke angebaut, dessen Wein größtenteils in der Umgebung verbraucht wird, zum Teil aber auch nach Obersteiermark verführt wird". Vor 1844 entstand eine Radierung des österreichischen Malers und Zeichners Moritz von Schwind (1804 bis 1871) über den Schilcher als Aphrodisiakum.
1842 wurde die Schilcherrebsorte „Blauer Wildbacher“ erstmals klassifiziert.
Im 19. Jahrhundert galt Erzherzog Johann (1782 bis 1859) als großer Förderer des Schilchers. Mit Hilfe seines Verwalters Anton Neuhold konnte er die erste Schilcherrebschule der Weststeiermark errichten. Er ließ über acht Joch Weingärten mit der Schilcherrebe (Blauer Wildbacher) anpflanzen, wodurch die Schilcherkultur um 1850 einen hohen Stand erreichte. Laut Stainzer Ortschronik war der "Schilcherchampagner" schon auf der Grazer Messe um 1900 als Spezialität bekannt.
Der Steirische Botaniker und Rebenzüchter Prof. Fritz Zweigelt (1888 bis 1964) machte sich mehrfach verdient um den Blauen Wildbacher. Er ließ den Blauen Wildbacher in bis zu 40 verschiedene Typen, je nach Herkunft, von Ligist bis Eibiswald einteilen.
Der Blaue Wildbacher wurde oft mit einem Hybridwein verwechselt; dies wohl auch deshalb, weil in jener Zeit fast bei jedem Schilcherbauern auch Direktträger gezogen wurden und dieser Direktträgerwein dann auch oft im Haustrunk mit dem „echten Schilcher“ verschnitten wurde.
Seit 1976 existiert ein Gesetz zum Sorten- und Herkunftsschutz des Schilchers, dass die Bezeichnung „Schilcher“ nur für Wein erlaubt, der zu 100 % aus in der Weinbauregion Steiermark gewonnenen Trauben der Rebsorte Blauer Wildbacher hergestellt wird (Weingesetz-Novellierung 1976).
In der Steiermark hat sich früher der Schilcher gebietsweise stark in der Farbe unterschieden. Um St. Stefan ob Stainz und Stainz hatte man den „Zwiebelschilcher“ (zwiebelfarben) produziert, während im Gebiet von Deutschlandsberg der wesentlich farbstärkere dunkle Schilcher gekeltert wurde. In den letzten Jahren ging man im gesamten weststeirischen Schilcheranbaugebiet auf die Erzeugung eines hellrosafarbenen Schilchers über.
1985 wurde der Verein “Klassischer Schilcher aus der Weststeiermark” gegründet.
2008 wurde die Bildmarke "Weißes Pferd" beim Patentamt als Bildmarke registriert, welche die Herkunft und die Qualität des Klassischen Schilchers aus der Weststeiermark leicht erkennbar macht.
Der „Weinbauverein Schilcherland“ entstand 2005 durch Zusammenlegung der Weinbauvereine St. Stefan ob Stainz, Deutschlandsberg und Stainz und hat etwa 360 Mitglieder, von denen 80 Betriebe den Wein selbst ausbauen und vermarkten. Die Aufgaben des Vereines liegen vor allem in der Interessensvertretung, in der Qualitätsförderung, sowie im Schutz des Schilchers und in der Erhaltung der Anbauflächen. Der Verein hält auch die Markenrechte am „Weißen Pferd“.
1974 wurde die „Schilcherweinstraße“ initiiert und eine Beschilderung vorgenommen.
Die Leader-Arbeitsgemeinschaft „Schilcherland“ wurde 2008 gegründet und beschäftigt sich seit 2009 intensiv mit der Markenbildung für die Region.
Im Jahr 2009 wurde „Schilcher“ in das Verzeichnis der traditionellen Begriffe gemäß Artikel 40 der EU VO 607/2009 aufgenommen. Der Wein muss in der Steiermark ausschließlich aus Trauben der Rebsorte „Blauer Wildbacher“ gewonnen werden, die in der Weinbauregion Steirerland angebaut wurden.
Die ca 500 Hektar Rebflächen im Raum Deutschlandsberg sind fast zu 90 Prozent mit Blauem Wildbacher bestockt. In der Steiermark-Statistik liegt diese Sorte mit etwa 10 Prozent Anteil an der Gesamtfläche hinter den Sorten Sauvignon, Welschriesling, Weißburgunder, Muskateller an fünfter Stelle.
Die gesamte „Schilcher-Weinstraße“ ist durch ein weißes Pferd, dem Logo des „Klassischen Schilchers“ beschildert, welches an das in der Weststeiermark gelegene Lipizzaner-Gestüt in Piber erinnert. Die klassischen Schilcher aus der Weststeiermark sind ebenso am „Weißen Pferd“ erkennbar.
Durch die Weststeiermark verläuft die „Schilcher-Weinstraße“ ausgehend von Ligist über Stainz-Reinischkogel, Bad Gams, Deutschlandsberg und Hollenegg bis nach Wernersdorf und Eibiswald in der südlichen Weststeiermark.
Gebiet/ Region:
Schilcher darf ausschließlich in der Weinbauregion Steirerland, die mit dem Bundesland Steiermark ident ist, hergestellt und als solcher bezeichnet werden. Das Hauptanbaugebiet mit einer Anbaufläche von rund 500 ha findet sich in der Weststeiermark im Weststeirischen Hügelland auf einer Seehöhe zwischen 350 und 600 Metern. Das „Schilcherland“ erstreckt sich entlang der östlichen Ausläufer der Koralpe von Ligist im Norden bis hinunter nach Eibiswald im Süden, nahe der slowenischen Grenze.
Typisch für das „Schilcherland“ sind die vielen kleinen Winzerhäuschen und Kellerstöckl, die mit ihren weiß gekalkten Grundmauern, ihren vom Wetter gegerbten, holzvertäfelten Wänden und ihren grünen oder roten Fensterläden aus den Weingärten hervorstechen.
Ligist, St. Stefan ob Stainz, Stainz, Deutschlandsberg, Schwanberg, Eibiswald, und Wies gehören zu den bekanntesten Weinbauorten der Schilcher Region.
Weine der Rebsorte Wildbacher Blau werden auch in Kärnten (Sittersdorfer Rötel) und in Friaul gekeltert.
Boden- und Klimaverhältnisse:
Mitbestimmend für die Typizität des Schilchers sind die Böden: In der Weststeiermark stehen die Rebstöcke auf einem kristallinen Grundgebirge von verwittertem Gneis und Glimmerschiefer. In höheren Lagen (400 bis 600m) weisen die Böden nur eine geringe Humusschicht auf. Sie bringen fruchtigere, säurereichere Weine mit einem Duft nach Johannisbeeren und Himbeeren hervor. In niedrigeren Lagen findet man eine stärkere Decke von humosen Schichten mit lehmigen Sanden und Tertiärschotter (Wildbachschotter). Hier entstehen eher breitere Weine mit geringerer Säure und ausgeprägtem Erdbeer- oder Holunderblütenaroma.
Für die typische Fruchtausprägung des Schilchers sind aber auch klimatische Bedingungen mit verantwortlich. Die Region ist vom illyrischen Klima geprägt. Die Sommer sind heiß und niederschlagsreich, die Winter mild. Die durchschnittlichen Jahrestemperaturen liegen um 9 bis 10,5 °C, die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge bei 800 bis 1200mm. Kennzeichnend ist die hohe Temperaturamplitude mit 20 bis 25 °C.
Vom Wind geschützt durch die Koralpe ergibt sich tagsüber eine starke Erwärmung an den Hängen, welche für eine optimale Traubenreife sorgt. Tagsüber sind die Luftströmungen hangaufwärts gerichtet, nachts bringen sie als Talwinde eine kräftige Abkühlung. Diese klimatische Besonderheit begünstigt die Ausprägung einer frischen Frucht und lebendigen Säure.
Durch die Urgesteinsböden und das Klima mit starken Tag- Nacht Temperaturschwankungen präsentieren sich die Weine in der Region sehr fruchtig mit gut eingebundener und doch lebendiger Säure.
Schilcher:
Gekeltert wird der Schilcher- Wein ausschließlich aus der Rebsorte Blauer Wildbacher. Regional übliche historische Bezeichnungen verschiedener Typen dieser Rebsorte waren „Echter Blauer Wildbacher“, „Schlehenblättriger Wildbacher“, „Spätblauer Wildbacher“ „Frühblauer Wildbacher“ oder „Melber“. Die Unterscheidungen wurden auch anhand der Reifezeiten getroffen: So gibt es neben dem Echten (normalen) auch einen Früh- und einen Spätblauen. Genetisch betrachtet ist der Spätblaue der älteste Typ. Er trägt ein Allel, das sonst nur bei Wildreben zu finden ist und reift deutlich später. Folglich ist die Vermutung, dass der Wildbacher aus wilden Reben stammt, sehr realistisch. Andererseits sind auch im Wildbacher die Gene von Heunisch – als einer Elternsorte – nicht zu verleugnen. Der heutige Haupttyp dürfte durch Mutation aus diesem entstanden sein. Melber ist aus dem Burgunder entstanden und hat mit dem Wildbacher wenig gemein.
Sortenbeschreibung:
Der Blaue Wildbacher ist eine anerkannte Qualitätsweinrebsorte. Als eine Elternsorte des Wildbachers könnte, auf Grund der genetischen Übereinstimmung Heunisch in Frage kommen. „Heunisch“ war bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine in Mitteleuropa weit verbreitete und wichtige Rebsorte, die als Elternteil vieler unserer heutigen Qualitätsrebsorten erscheint. Die Abstammung vom Heunisch könnte in Kombination mit einer Auslese aus Wildreben eine mögliche Herkunft ergeben haben.
Der junge Trieb der Wildbacherrebe ist mittelstark wollig behaart und hat eine mittlere Anthocyanfärbung. Das Blatt ist keilförmig mit drei bis fünf Lappen, offener Stielbucht und starker Berostung der Hauptnerven blattunterseits. Die kurze Traube hat einen kurzen Stiel, ist dicht, kegelförmig und hat häufig eine mittelgroße Beitraube. Die Beeren sind rundlich, blau bis schwarz gefärbt und haben ein sehr geringes Einzelbeerengewicht; das Fruchtfleisch ist ungefärbt. Die Traube ist sehr robust und wenig fäulnisanfällig. Die Sorte ist eine spätreifende Sorte mit mittlerem Ertrag und bevorzugt Gneis- und Schieferböden.
Methode der Produktion:
Die Trauben werden nach der Lese zügig gerebelt und nach einer jahrgangsabhängigen Maischestandzeit gepresst und vinifiziert. Die verschiedenen Farbnuancen des Schilchers werden durch die Maische-Standzeit bestimmt, die generell kurz gehalten wird. Die Füllung erfolgt direkt bei den Betrieben, teils durch mobile Gemeinschaftsfüllanlagen.
Geschmack, Aussehen:
Der Charakter des Schilchers wird sowohl von der Rebsorte Blauer Wildbacher als auch von den Eigenheiten seiner Herkunft bestimmt.
Die Rebsorte Blauer Wildbacher bringt im Rotwein einen hohen Säuregehalt und kräftige Gerbstoffe mit.
Durch die, für Schilcher obligate, kurze Maischestandzeit erbringt die Rebsorte frischere Weine. Der Geschmack kann als lebendig, frisch, fruchtig, feinsäuerlich, harmonisch und trocken beschrieben werden.
Er besitzt ein sortentypisches, einzigartiges, je nach Bodenbeschaffenheit, an Johannisbeeren, Himbeeren, Walderdbeeren und Erdbeeren, sowie an Holunderblüten oder Brennesseln erinnerndes Fruchtbukett. Der Schilcher sollte grundsätzlich jung getrunken werden, da nur dann seine Fruchtigkeit, Spritzigkeit und die für diese Weinart typische lebendige Säure wirklich ausgeprägt zur Geltung kommen.
Grundsätzlich ist der klassische Schilcher ein Roséwein, allerdings reichen seine tatsächlichen Farben vom hellen Rosarot bis hin zu dunkleren Pinktönen, abhängig vom Klon und der Länge der Maischestandzeit.
Vermarktung:
Vermarktet wird der Schilcher vor allem in Buschenschänken und durch die Weinbaubetriebe entlang der Schilcher-Weinstraße sowie in der Gastronomie.
Der Klassische Schilcher ist ein Qualitätswein und mit der Schutzmarke "Weißes Pferd" gekennzeichnet. Diese Marke garantiert dem Konsumenten die regionale Herkunft und höchste Qualität des Weines.
Seit 2018 kann der Wein auch als DAC Weststeiermark vermarktet werden.
Seine weiteren Ausbauvarianten reichen vom Schilchersekt, Schilcher-Frizzante, Blauer Wildbacher als Rotwein (Maischevergärung), „Blauer Wildbacher gleichgepresst“ (vorzugsweise Spätblaue Klone) bis zu Schilchertresterbränden.
Als weitere Spezialitäten gelten der Schilcherjunker (Junker= Markenwein aus der Steiermark, säurebetonter, junger zum raschen Genuss bestimmter Wein) sowie der Schilchersturm (ein angegorener Most mit weißlichrosa bis weißlichvioletter Färbung und geringem Alkoholgehalt) und Schilchersekt. Er wird in den Buschenschänken der Weststeiermark im September und Oktober getrunken und traditionell zu gerösteten Kastanien gereicht. Er besitzt ein besonderes Aroma und ein ausgewogenes Zucker-Säureverhältnis). Weiters wird ein Schilcheressig produziert.
Schutz:
Der Gebietsschutz des Schilchers besteht seit der Weingesetz-Novellierung von 1976. Geschützt ist die Bezeichnung Schilcher für die ganze Steiermark. In der Weststeiermark erhalten die Schilcher vom Weinbauverein Schilcherland die Schutzmarke "Weißes Pferd" (Österreichisches Patentamt Nr. 247457 vom 13.10.2008). Schilcher“ ist in das Verzeichnis der traditionellen Begriffe gemäß Artikel 40 der EU VO 607/2009 aufgenommen. Der Wein muss in der Steiermark ausschließlich aus Trauben der Rebsorte „Blauer Wildbacher“ gewonnen werden, die in der Weinbauregion Steirerland angebaut wurden.
Der Schilcher ist darüber hinaus auch ein DAC Weststeiermark Wein mit geprüfter Herkunft. Die dreistufige Herkunftspyramide, die sich in Gebietsweine, Ortsweine und Riedenweine gliedert, verweist die Sorte und legt den Fokus auf die Herkunft. Je höher das qualitative Niveau, desto enger gefasst ist das Gebiet, aus dem die Trauben kommen, und umso länger reift der Wein.
Unsere Schilcher im Sortiment:
Schilcherweingut Friedrich
Kräftiges Lachsrosa, Orangereflexe. Feine Kräuterwürze, Rote Ribiseln, Cassis, Limettenzesten, einladendes Bukett. Straff, gute Komplexität, rotbeerig, feine Fruchtsüße im Kern, weiße Beeren im Abgang, zitronig-salziger Nachhall, gute Länge, perfekt für die Terrasse und als Speisenbegleiter.
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