WACHAU
Gut drei Jahrzehnte ist es her, dass Franz Pichler auf ein paar Kleinstparzellen sein Weingut gründete – in der Zwischenzeit bewirtschaftet er sieben Hektar. Die Lagen, aus denen die beiden Weine quer durch die Wachauer Gewichtsklassen keltern, ziehen sich von St. Michael bis Joching und legen ein immenses Spektrum an Bodenstrukturen, Expositionen, Mikroklimata und Rebsorten bloß.
Die Nuancen der Rieden herauszuarbeiten sehen die beiden als Verpflichtung und Herausforderung zugleich an.
So befinden sich beispielsweise die Weingärten auf der Kollmitz in unterschiedlichen Höhen, wobei oben Urgestein unten jedoch Löss vorherrscht. Der Gaisberg wiederum definiert sich durch seine klimatische Kühle, während sich die Harzenleiten in verschiedene Richtungen öffnet.
Versteht man erstmal all diese Voraussetzungen und lässt sich wie Franz Pichler auch darauf ein, kann man aus ihnen ein Repertoire an Weinen keltern, das der Komplexität der Wachau den Spiegel vorhält und die Sortentypizität – sei es nun Riesling, Veltliner, Muskateller, Weissburgunder oder Chardonnay – perfekt mit dem Herkunftscharakter verbindet.
Wir wissen, dass die Natur die Spielregeln vorgibt und wir behutsam mit ihr umgehen müssen. Nur so bleiben unsere Rebstöcke im Gleichgewicht und nur so bekommen wir auch die Trauben, mit denen wir die Feinheiten unserer Lagen zum Ausdruck bringen können.
In unseren Weingärten wird viel Handarbeit gemacht, wir verzichten auf Herbizide und Insektizide. Wir verwenden biologische Präparate, streuen Kompost, damit der Humusanteil im Boden größer wird.
Die goldene Mitte in der Wachauer Qualitätspyramide. Federspiele haben zwischen 11,5% und 12,5% Alkohol, definieren sich aber vor allem durch Eleganz, Trinkfluss, Vitalität, Saftigkeit, klare Frucht und feine Würze. In ihren besten Versionen sind sie leichtfüßige Repräsentanten ihrer natürlichen Voraussetzungen mit einem Entwicklungspotenzial von 5-10 Jahren.
Smaragde sind die Quintessenz unserer Bemühungen. Sie loten das Potenzial unserer Rebsorten und Lagen aus und bringen die Wachau in all ihren sensorischen Facetten auf den Punkt. Wir versuchen dabei so präzis und detailliert wie möglich das komplexe Zusammenspiel aller Faktoren (Rebe, Wetter, Jahrgang, Boden, Exposition, Höhe…) in unsere Weine zu bringen. Smaragde haben mindestens 12,5% Alkohol.
LAGEN:
BACHGARTEN
Wösendorf
Größe in ha:
7,65
Seehöhe in m:
233 - 333
Ausrichtung:
S - SO
Durchschnittliche Hangneigung in %:
42
Max. Hangneigung in %:
bis 67 %
Terrassiert:
Ja
Arbeitsaufwand Gesamtfläche in h:
9.900
Erste nachgewiesene urkundliche Erwähnung:
1346
Die Sub-Riede Bach bezeichnet den mittleren Hangbereich des Gaisbergs, und zieht sich entlang des Grabens der Wösendorfer Kellergasse nach hinten.
GAISBERG
Wösendorf
Größe in ha:
27,25
Seehöhe in m:
220 - 409
Ausrichtung:
S - SO
Durchschnittliche Hangneigung in %:
29
Max. Hangneigung in %:
96
Terrassiert:
Ja
Entfernung zur Donau in m:
425
Arbeitsaufwand Gesamtfläche in h:
20.400
Erste nachgewiesene urkundliche Erwähnung:
1575
Der Gaisberg bezeichnet den westlichen Teil des Kollmitz. Der Name lässt darauf schließen, dass es im Nahebereich eine Ziegenweide gegeben hat. Das hohe Seeniveau ermöglicht eine sehr späte Lese.
Bodenprofil Gaisberg
Donauschotter finden sich nicht nur entlang der Donau, sondern auch oben am Berg. Allerdings handelts es sich dabei um alte Donauschotter vergangener Eiszeiten. Je höher sie liegen, desto älter sind sie. Der noch verbliebene Schotter am Gaisberg wurden während einer sehr alten Eiszeit, am Übergang vom Pliozän zum Pleistozän, also am Beginn des Eiszeitaltes abgelagert, das vor ca. 2,6 Mill Jahren begann. Es handelt sich dabei um Quarzschotter in einer roten, durch sehr lange Verwitterung, mit Eisenoxiden angereicherten, lehmigen Matrix. Da der Boden tiefgründig ist, und die Bodenmaterial auch gut Wasser speichern kann, handelt es sich zwar um einen kargen, aber sehr guten Weingarten Boden. Der dicke Humushorizont sorgt für eine gute Nährstoffnachlieferung und verbessert Wasseraufnahme – und Speicherkapazität. Dies ist vor allem in trocken Jahren von großer Bedeutung.
Bodenprofil Gaisberg - Goethit
Die alten, eiszeitlichen Donauschotter können von Weingarten zu Weingarten etwas variieren. Bei diesem Profil vom Gaisberg ist das untere Drittel durch Sedimente aus Sand aufgebaut. Der rote Farbton der Schotter gleicht eher den roten, mediterranen „Terra Rossa“ Böden, als den mitteleuropäischen Braunerden. Dies lässt darauf schließen, dass das Klima während der Bildung der farbgebenden Eisenoxide wesentlich wärmer war als der Zeitraum seit der letzten Eiszeit. Während die Terra Rossas ihre rote Farbe maßgeblich durch das Eisenoxid Hämatit erhalten, ist bei den Braunerden Goethit, benannt nach Johann Wolfgang von Goethe, dafür verantwortlich.
HOCHRAIN
Größe in ha:
27,46
Seehöhe in m:
215 - 380
Ausrichtung:
SO
Durchschnittliche Hangneigung in %:
26
Max. Hangneigung in %:
102
Terrassiert:
Ja
Entfernung zur Donau in m:
319
Arbeitsaufwand Gesamtfläche in h:
20.600
Erste nachgewiesene urkundliche Erwähnung:
1334
Der Hochrain ist eine nach Südosten ausgerichtete Berglage. Hier haben sich auch im Hangbereich tiefgründige Lössinseln erhalten, welche für eine gute Nährstoffversorgung verantwortlich zeigen und auch die Weinstilistik deutlich prägen.
Bodenprofil Hochrain
Die Wachau blieb während der Kaltzeiten eisfrei. Anhaltende Westwinde lagerten vor allem an den vom Wind abgewandten Ostseiten mächtige Schichten von Löss ab, der heute den Untergrund der Ried Hochrain bildet. Löss ist vor allem durch hohe Konzentration von kalkreichem Schluff charakterisiert, eine Korngrößenfraktion des Bodens zwischen Sand und Ton, die vom Winde bevorzugt verlagert werden kann. Im Mineralbestand von Löss dominieren Quarz, Feldspat, Glimmer, Tonminerale und Calcit (Kalk). Eisenoxide färben den Löss gelblich-braun.
Das Profil vom Wösendorfer Hochrain zeigt eine Schwarzerde auf Löss, die durch den mächtigen Humushorizont gekennzeichnet ist. Die Kalkkonzentration im Oberboden liegt bei 20 % und steigt im Ausgangsmaterial auf 40 % an. Der fruchtbare Boden ist gut zu bearbeiten und hält auch in trockenen Sommern ausreichend Wasser für die Rebwurzeln bereit. Die Weine vom Löss, allen voran der Grüne Veltliner, zeigen eine breitere, dichte Struktur.
HARZENLEITEN
St. Michael
Größe in ha:
9,69
Seehöhe in m:
221 - 328
Ausrichtung:
O - SO
Durchschnittliche Hangneigung in %:
36
Max. Hangneigung in %:
84
Terrassiert:
Ja
Entfernung zur Donau in m:
138
Arbeitsaufwand Gesamtfläche in h:
7.300
Erste nachgewiesene urkundliche Erwähnung:
1372
Die Riede Harzenleiten ist der Name des Berghangs des Michaelerbergs, welcher als südostseitige Lage dem Weinbau gewidmet ist.
An einigen Stellen haben sich deutliche Lössablagerungen angesammelt, die eine gute Nährstoffversorgung bieten und den Weinen Fülle und Kraft verleihen. Verwitterter Paragneis sorgt für Komplexität und Struktur, an den kargeren Stellen zeigt Riesling seine Qualität durch sehr feingliedrige Weine.
Bodenprofil Harzenleiten
Der geologische Untergrund der Harzenleiten besteht aus Paragneis und im Westteil aus Dioritgneis. Durch die süd-östliche Ausrichtung ergab sich während der Eiszeiten eine sogenannte lee-Lage die zur Ablagerung einer dicken Lössdecke führte.
Das Profil zeigt einen Boden aus umgelagertem Löss. Etwas unterhalb der Profilmitte ist das Material stark mit sandig-steinigem Material aus Paragneis vermischt. Die großen, aufgemürbten Amphibolite sind Zeugen einer tiefgreifenden Umlagerung am Hang und Vermischung mit lokalem Gesteinsmaterial. Durch die Einmischung des Gneismaterials wurden die Böden leichter und deren Kalkgehalt verringert.
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